Warum haben wir Haare?
Unsere Haare – insbesondere unsere Körperhaare – sind eine Erinnerung an die evolutionäre Abstammung des Menschen. Als unsere Ahnen noch in der afrikanischen Steppe ums tägliche Überleben kämpfte diente ihr Fell der Isolation. Bei heißen Temperaturen schützte es unsere Vorfahren vor Sonneneinstrahlung und Überhitzung. Sie schirmten die Haut vor UV-Strahlen ab und förderten die Verdunstung des Schweißes, was die die Kühlfunktion des Körpers stärkte.
Bei niedrigen Temperaturen schützte das Fell vor Unterkühlung. Auch die Gänsehaut ist ein Überbleibsel aus dieser Zeit. Jedes Haarfollikel ist mit einem Muskel verbunden, der die Haarfaser aufrichten kann. Mit dem Aufstellen der Haare bildet sich ein Luftpolster, das den Isolationseffekt verstärkt. Aus demselben Grund plustern Vögel ihre Federn auf.
Die Behaarung erweitert außerdem unseren Tastsinn. Neben Muskeln sind Follikel auch mit diversen Nervenenden ausgestattet. Wie die Schnurrhaare einer Katze oder die Fühler eines Insekts übertragen Haare damit jegliche Berührung mit den Dingen der Außenwelt an die Haut. Sie helfen uns dabei zu erfühlen, was sich unserem Körper annähert. Als unsere Vorfahren damit begannen sich zu bekleiden, verlor die Körperbehaarung an biologischer Bedeutung und das dichte Fell bildete sich nach und nach zurück.
Haare und ihre Funktionen
Die Haare, die uns heute noch wachsen, blieben uns aufgrund ihrer weiterhin wichtigen Funktionen erhalten. Die Körperbehaarung schützt uns heute noch minimal vor Kälte. Auch ihre Funktion als Erweiterung unseres Tastsinns blieb erhalten. Für die Hitzeregulierung ist sie allerdings weiterhin essentiell. Die Haare nehmen unseren Schweiß auf und leiten ihn weiter, wie ein Docht das Wachs einer Kerze. Dadurch vergrößerst sich die Oberfläche der Schweißschicht. Das fördert die Verdunstung und verstärkt damit den Kühlungseffekt. Neben Schweiß führen die Haare auch Talg ab und tragen so auf natürliche Weise der Pflege der Haut bei.
Unabhängig davon wo die Haarfasern wachsen, verläuft das Haarwachstum in einem dreiphasigen Zyklus. Unser Kopfhaar hat eine besonders lange Wachstumsphase, wodurch sie wesentlich länger werden als alle anderen Haare. Ihre biologischen Funktionen für Sonnenschutz und Temperaturregulierung haben sie behalten. Allerdings hat unser Haupthaar daneben einen starken kulturellen Aspekt bekommen. Es ist nicht nur ein natürlicher Kopfschmuck und Symbol eines gesunden Körpers, sondern oft auch ein Ausdruck einer gewissen Gruppenzugehörigkeit. Man bedenke die langen Haare von Metalfans oder die gestylten Tollen aus der Rockabilly-Szene.
Aber eben dieser kulturelle Aspekt sorgt bei Menschen mit Haarausfall für die bekannten psychischen Belastungen. Die Betroffenen haben unter anderem das Gefühl gewisse gesellschaftliche Anforderungen an Zugehörigkeit, Schönheit und Gesundheit nicht mehr erfüllen zu können und leiden unter den negativen Vorurteilen. So werden Glatzen noch immer mit einem hohen Alter in Verbindung gebracht.
Genau so auffällig wie das Kopfhaar ist die Gesichtsbehaarung. Augenbrauen und Wimpern schützen unsere Augen vor runterlaufenden Flüssigkeiten und Verschmutzungen. Insbesondere bei Frauen spielen sie wie das Kopfhaar eine besondere Rolle im Beauty-Bereich. Lange Wimpern und gestylte Augenbrauen gelten vielerseits als Schönheitsideal. Beim Mann hingegen spielt das Barthaar eine besondere Rolle. Auch dieser gilt für Viele als Schönheitsideal. Darüber hinaus dient er als Polster und Filter. Er hält Stöße und Schmutz von der Gesichtshaut fern.
Zuletzt sind da noch die Haare, die wir im Alltag eher selten wahrnehmen, weil sie sich an Stellen befinden, die eher versteckt sind oder von der Kleidung bedeckt sind. Dazu gehören zum einen Ohren- und Nasenhaare. Sie befinden sich innerhalb von Körperöffnungen, wo sie Schmutz fernhalten sollen. Zum anderen wachsen Menschen noch Achsel- und Schamhaare. Sie sind nicht nur für die Temperaturregulierung zuständig, sondern auch biologische Lockmittel für das andere Geschlecht. Sie verstärken den körpereigenen Geruch und locken so potentielle Partner an.