Surat, Gujarat
6 hours ago

Wie alles begann

Hallöchen ihr Lieben! Ich bin Leonie, auch Leo genannt, 26 Jahre alt und habe Alopecia Areata, auch kreisrunder Haarausfall genannt. Der Haarverlust fing langsam und wurde dann immer schneller. Seit ich 21 bin, habe ich eine Glatze und mittlerweile kann ich es mir gar nicht mehr anders vorstellen.

Junge Frau mit Alopecia Areata Kreisrundem Haarausfall 

Im Sommer 2016 bemerkte ich beim Kaffee mit einer Freundin, dass ich eine kahle Stelle in meiner linken Augenbraue habe. Ich war etwas verwundert, weil ich nicht wusste woher es kommt, habe mir dann aber erstmal nichts weiter dabei gedacht. Mit der Zeit wurde das Loch immer größer und irgendwann verschwand meine linke Augenbraue komplett. Ich hatte damals Angst und konnte mir nicht erklären, warum es plötzlich so war. Ich wollte nicht, dass andere sehen, dass ich nur noch eine Augenbraue im Gesicht habe. Ich versuchte mein Bestes das zu kaschieren, was eher schlecht als recht gelang.

 

Diagnose Alopezie

Im November 2016 bin ich dann endlich mal zu einem Hautarzt gegangen. Dieser diagnostizierte mir Alopecia Areata, die häufigste Form der Alopezie. Ich war echt geplättet und hatte große Angst, dass es schlimmer wird. Mein Hautarzt meinte, ich solle mir keine Sorgen machen. Es sei wahrscheinlich nur eine Phase und er verschrieb mir eine gering dosierte Kortisonsalbe, die ich mir täglich auf die nicht vorhandene Augenbraue cremen sollte. Die Salbe wirkte nicht und ich ging einmal im Monat zur Kontrolle.

Allmählich wurde der Haarausfall stärker. Mein Arzt schickte mich in die Hautklinik, wo mir eine tropische Immuntherapie angeboten wurde. Diese Therapie sollte 150 Sitzungen haben. Ich dachte: wer weiß vielleicht hilft es. Aber nach der dritten Therapie habe ich das Kortison nicht mehr vertragen. Ich hatte sogar das Gefühl, dass der Haarausfall mit Beginn der Therapie stärker wurde. Keine drei Monate brauchte mein Köper und ich war komplett haarlos.

Junge Frau mit Alopecia Areata Kreisrundem Haarausfall            Junge Frau mit Alopecia Areata Kreisrundem Haarausfall

Mit der psychischen Belastung umgehen

In der Woche in der ich meine Glatze bekam, war ich krankgeschrieben. Es hat mich sehr belastet und runter gezogen nicht zu wissen, wie es weiter geht. Wie werde ich mit der Glatze umgehen? Wie werden die anderen mit mir und meiner Glatze umgehen? Und werde ich trotz Alopezie wieder glücklich werden? So viele Dinge schwebten mir im Kopf. Deshalb beschloss ich eine Liste zu schreiben mit positiven und negativen Dingen des Haarausfalls.

 

Am Ende hatte ich mehr positive Dinge auf meiner Liste stehen und beschloss, dass es nun so weit ist. Ich werde mutig sein, auch wenn ich Angst habe. Eine Freundin rasierte mir den Kopf und entfernte die letzten Haare, die noch nicht von der Alopezie heimgesucht wurden. Es war für uns beide eine große Sache. Ich vermutete, dass ich dabei weinen würde, aber es war genau das Gegenteil. Ich saß auf meinem Stuhl und fing an zu strahlen und zu lachen. Ich merkte wie die Haare von meinem Kopf verschwanden und je weiter wir mit der Rasur waren, desto erleichterter fühlte ich mich. Mir fiel ein riesiger Stein vom Herzen. Ich spürte, wie mein Selbstvertrauen zurückkam. Erkannte all das Positive, das mir die anderen Menschen entgegenbrachten. Ich nahm mir an jenem Tag vor, keine Angst mehr zu haben, stark zu sein, mich zu zeigen wie ich bin, anderen Mut zu machen und Alopecia Areata bekannter zu machen. Drei Tage trug ich noch Kopftuch oder Mütze, weil ich mich an mein neues Ich gewöhnen musste. Aber als ich mich dann "oben ohne" aus dem Haus getraut hatte, war es für mich das Natürlichste auf der Welt. Am Anfang merkte ich noch die Blicke der Anderen, doch irgendwann verschwand das Gefühl.

 

Selbstbewusst trotz Haarverlust

Manche sprechen mich auch auf der Straße an, weil sie wissen wollen was ich habe oder wollen mir sagen, dass sie es schön und mutig finden eine Frau mit Glatze durch die Welt spazieren zu sehen. Durch Alopecia bin ich selbstbewusster geworden und durfte viele tolle Erfahrungen mit Menschen, die mir auf der Straße begegnet sind. Viele schreiben mir sogar auf Social Media, weil sie Fragen oder Ängste haben, da sie in der selben Situation sind wie ich damals.

Außerdem habe ich starke Frauen kennenlernen dürfen, die auch Alopezie haben und sich nicht unterkriegen lassen oder verstecken. Es kommt immer drauf an wie man mit seiner Geschichte umgeht. Wenn du dich selbst respektierst, tun die anderen es auch. Ich möchte mit meiner Geschichte allen Menschen Mut machen und sagen: Du bist schön, ob mit oder ohne Haar!